Heilpraktiker-ABC

Akute Virushepatitis

AKUTE VIRUSHEPATITIS

Akute Virushepatitis

Definition

  • Viral bedingte Leberentzündung in charakteristischen Stadien mit unterschiedlichen Verläufen. Stichworte: anti-ikterisch, präikterisch, ikterisch und postikterisches Stadium.

Gesetze:

  • Meldepflicht: gemäß §§ 8 und 6 IfSG
  • Behandlungsverbot: §§ 24, 6, 7 und 34 IfSG (A und E im 34er)

Erreger: 

  • Hepatitis A – E Viren = HAV - HEV
    • HAV: 1/5 aller viral bedingten Hepatitiden, kommt häufiger in Ländern subtropischen und tropischen Klimas mit schlechteren Hygieneverhältnissen vor und ist in Deutschland daher häufig eine
    • HBV: weltweit häufigste Form, meist unkompliziert, nach 2-6 W ausgeheilt, man kann Antikörper bei 1/3 der Weltbevölkerung nachweisen
    • HCV: 6 Genotypen und über 100 verschiedene Subtypen mit modifizierten Eigenschaften bekannt. Eine Mehrfachinfektion mit verschiedenen Subtypen ist möglich, daher auch keine Impfung bis dato
    • HDV: defekt ;-) ist für seinen Lebenszyklus auf eine gleichzeitige Infektion mit dem Hepatitis-B-Virus angewiesen
    • HEV: vor allem in südostasiatischen, zentralasiatischen und indischen Regionen verbreitet ist, bei uns dann als Reiseinfektion mitgebracht wird

  • Vorkommen: weltweit, aber unterschiedlich verteilt (siehe oben)

Ansteckung:

  • Hepatitisvirus A: häufigste, faekal-oral durch verseuchtes Trinkwasser, Nahrungsmittel wie Austern oder Muscheln
  • Hepatitisvirus B und C: 2-häufigste B, parenteral, über Blut und Sperma durch sexuelle Kontakte oder Bluttransfusion, auch in anderen Sexualsekreten
  • Hepatitisvirus D: nur als Sekundärerkrankung bei chronischer Hepatitis B, meist Drogenabhängige und Bluter
  • Hepatitisvirus E: faekal-oral durch v.a. verunreinigtes Wasser, Touristenmitbringsel

Infektiöses Material:

  • bei AE: Stuhl, Gallenflüssigkeit
  • bei BCD: Blut, Sexualsekrete (selten Speichel, Tränenflüssigkeit)

Inkubations-Zeit

  • Hepatitisvirus A: 15 – 50 Tage
  • Hepatitisvirus B: 40 – 80 Tage
  • Hepatitisvirus C: 30 – 90 Tage 
  • Hepatitisvirus D: 30 – 180 Tage
  • Hepatitisvirus E: 30 – 50 Tage

Symptome + Patho:

Schädigung und Zerstörung bis hin zum Absterben der Leberzellen => Freisetzung von Eiweißen und Enzymen aus den abgestorbenen Leberzellen à Leberenzyme steigen => Anstieg der Transaminasen

Einschränkung der Hämoglobin- und Gallensäurestoffwechselfunktion
dadurch Ansammlung von Bilirubin im Blut und daraus folgender Gelbsucht = Ikterus
durch den gestörten Energiestoffwechsel è Schwächegefühl = Müdigkeit

weitere mögliche Folgen:

  • erhöhte Blutungsneigung, weil Synthese der Blutgerinnungsfaktoren gestört
  • Ansammlung von freiem Ammoniak in der Blutbahn => Enzephalopathie => Endstadium des Leberkomas
  • bei Abheilung kann das zerstörte Gewebe durch Narbengewebe ersetzt => Leberzirrhose

Verlauf

  • häufig symptomlose Verläufe, anti-ikterische Verläufe deutlich häufiger als ikterische
  • von inapparent bis schwerste Verläufe möglicH
  • Hepatitis A:
    • verläuft meist mild, ohne Ikterus & ohne Komplikationen
    • betrifft oft Kinder und Jugendliche = anti-ikterisch
  • Hepatitis B:
    • heilt in 90% aus, 10% gehen in chronische Form über
    • manchmal schwere Krankheitsbilder bis hin zum Leberversagen, Dauer meist 4 – 8 Wochen
  • Hepatitis C:
    • oft inapparent
    • kommt es jedoch zum akuten Verlauf, nimmt sie auch meist einen chronischen Verlauf an
  • Hepatitis D:
    • als Sekundärinfektion kommt es zu besonders schweren Krankheitsbildern
    • kann chronisch werden
  • Hepatitis E:
    • verläuft meist mild und heilt aus
    • CAVE: bei Schwangeren im letzten Drittel lebensgefährlich mit Sterblichkeitsrate von 20-25% oder Fehl- oder Frühgeburt

Leitsymptome: Druckschmerz rechter Oberbauch, Müdigkeit, Ikterus, Juckreiz

Einzelne Stadien in unterschiedlicher Ausprägung möglich

präikterisches Stadium mit uncharakteristischen Beschwerden mit

    • gastrointestinaler Symptomatik
      • Übelkeit, Erbrechen, Durchfälle, Appetitlosigkeit, Widerwillen gegen schwer verdauliche Speisen wie Fett, auch gegen Alkohol und Nikotin
    • grippaler Symptomatik
      • Schnupfen, Husten, Kopf- und Gliederschmerzen, subfebrile Temperaturen
    • Müdigkeit und Leistungsminderung, Bradykardie
    • „Bauchschmerzen“ = Druckschmerz im rechten Oberbauch
    • Juckreiz, Gelenkschmerzen, flüchtiges Exanthem

Übergang ins nächste Stadium kündigt sich manchmal an durch eine bierbraune Färbung des Urins
und im Gegenzug dazu in lehmfarbenen, entfärbten Stuhl

ikterisches Stadium mit

    • Gelbfärbung der Skleren
    • im weiteren Verlauf auch Ikterus am Körper je nach Ausprägung

auch ohne Ikterus (= antiikterischer Verlauf) folgende Symptome:

    • Hepatosplenomegalie
    • Leber druckempfindlich
    • Lymphknotenschwellung (Hepatitis B)
    • Symptome des 1.Stadiums können sich verbessern
    • Juckreiz bleibt aber meist bestehen

postikterisches Stadium mit

    • Gelbfärbung nimmt ab
    • Leber und evtl. Milz sind noch einige Zeit vergrößert
    • Leberwerte im Blut verbessern sich

Überwachung des Patienten wichtig, um auszuschließen das es in eine chronische Form übergeht

Komplikationen:

  • chronisch verlaufende Form = länger als 6 Monate (B, C, D)
    • Aggressive Verlaufsform mit schlechtem Allgemeinzustand
    • Persistierende Verlaufsform mit milder Hepatitis- Symptomatik und möglicher Ausheilung nach Jahren (Übergang in aggressive Form möglich)
  • Akutes Leberversagen aufgrund fulminanten Verlaufs
  • Leberzirrhose
  • Leberzellkarzinom bei Hepatitis B
  • Verschluss Ikterus aufgrund Cholestase (cholestatischer Verlauf)

Diagnose:

  • Anamnese: Drogen, Sexualpraktiken, Urlaub, Arbeiten mit Abwässern, Tätowierungen, Transfusionen, etc.
  • Blut: Antikörper (Anti-HAV, Anti-HBs), Transaminasen ↑,
    Bilirubin und Urobilinogen ↑ (bei ikterischem Verlauf)
  • Stuhl: auch möglich bei Hepatitis A

Prophylaxe:

  • Hygiene, Einmalmaterial in der Praxis, Sorgfalt mit infektiösem Material
  • Geschützte Sexualkontakte
  • Bluttransfusion nur nach strenger Indikationsstellung
  • Impfung: gegen A und B
    aktive, passive, per BG empfohlen
    Hep B Früh, Schema 2+1

Therapie:

  • Symptomatisch, Bettruhe
  • Striktes Alkoholverbot, Leberschonung
  • Antivirale Pharmakotherapie bei HVB und HVC


    Für besonders Interessierte:
    • Bei Hepatitis B Viren: Interferone (reguliert u.a. Zellzyklus und Zytokinproduktion)
      oder Nukleosidanaloga oder Nukleotidanaloga (greifen in der Zelle in den Virenstoffwechsel ein)
    • Bei Hepatitis C Viren: DAA = direct-acting antiviral agents (meist in Kombi eingesetzt, besser verträglich als Interferone)

DD Auswahl:

  • Hepatitis durch andere Erreger, wie z.B.: Epstein-Barr-Virus, Zytomegalievirus, Gelbfieber
  • Influenza oder grippaler Infekt
  • Magendarminfektionen
  • Arzneimittelhepatitis
  • Leberzellkarzinom

Informationen im Net

Hepatitis beim RKI unter der jeweiligen Form: